Die Landesmeisterschaften des Schachverbandes Schleswig-Holstein gehen 2017 in Ratzeburg mittlerweile in ihre 72. Auflage. Die erste Landesmeisterschaft fand in der Hansestadt Lübeck statt, die zweite in der Landeshauptstadt Kiel. Die meisten Landesmeisterschaften wurden bisher in Eckernförde (neunmal) und Büsum (siebenmal) ausgetragen.

Ja und was gibt es aus dem Zeitalter vergangener Landesmeister zu berichten?

Den ersten Landesmeister im Jahr 1946 trat für einen Verein an, der danach nie mehr einen Landesmeister stellte und mittlerweile auch aufgelöst wurde: Der sehr spielstarke und ursprünglich aus Berlin stammende Ludwig Rellstab trat damals für die SF Neustadt an. Überhaupt war die Epoche der ersten schleswig-holsteinischen Landesmeister geprägt worden durch starke Schachspieler, die vor dem 2. Weltkrieg ihre Heimat zumeist im kriegserschütterten Berlin hatten. So konnten zum Beispiel Friedrich Sämisch (Eckernförder SC) insgesamt viermal (1947, 1948, 1952 und 1957) und Prof. Erik Richter (Plöner SG, Kieler SF) insgesamt zweimal (1950 und 1951) den Landesmeistertitel gewinnen.

Zwischen diesen spielstarken ehemaligen Berliner Schachfreunden gelang es Karl-Heinz Henning (Kieler SF, Post Kiel) zweimal (1949 und 1954) den begehrten Titel zu erkämpfen. Zudem konnten mit Ernst Schröder (Kieler SG) im Jahr 1955 und Gerd Pagenkopf (Kieler SG) im Jahr 1958 noch weitere Landeshauptstädter erfolgreich diesen Titel gewinnen. Und auch Spieler aus dem benachbarten Neumünster waren im Kampf um die Landeskrone erfolgreich, die SG Neumünster konnte mit Hans Kordts (1956) und Dr. Hans G. Guski (1959) ebenfalls zwei Titelgewinne vermelden.

Und auch die Westküste war erfolgreich: Rudolf Müller vom ebenfalls schon lange nicht mehr existenten Schachverein Sankt Michaelisdonn konnte im Jahr 1953 erstmals den Landestitel nach Dithmarschen entführen.

Die 1960er Jahre begannen mit dem Titelgewinn von Eckehard Oehlenschläger, der für den Lübecker SV antrat, bevor 1961 mit Hans Ziewitz von der Kieler SG Landesmeister wurde. Ziewitz ist damit der älteste Landesmeister-Jahrgang, der derzeit noch aktiv im Schachverband Schleswig-Holstein gemeldet ist und weist immer noch eine stattliche Wertungszahl von 2000+ aus.

Danach begann ab 1962 eine Epoche, die vermutlich unerreicht bleiben wird: Werner Schneider von der Kieler SG schaffte das Kunststück, die LEM sechs Jahre in Folge zu gewinnen. Von 1962 bis 1967 wurde er ununterbrochen Schach-Landesmeister von Schleswig-Holstein, bis dann 1968 der zweitälteste noch aktive Landesmeister Klaus Seeck (Flensburger SK) in Bad Oldesloe diese Serie beendete. Nach 1968 konnte Seeck auch 1976 in Glücksburg noch einen weiteren Titelgewinn hinzufügen.

1969 ging der Landesmeister-Titel mit Günter Hamann (Lübecker SV) an einen Spieler, der auch gegenwärtig ebenfalls noch aktiv am Schachgeschehen in Schleswig-Holstein teilnimmt. Sein Nachfolger kam ebenfalls vom Lübecker SV, Andreas Longwitz konnte den Titel von 1970 bis 1972 beachtliche dreimal in Folge erkämpfen. Ein Kunststück, dass später nur noch Aljoscha Feuerstack (SK Norderstedt) von 2009 bis 2011 gelingen sollte, aber dies ist ja jetzt ein Zeitsprung weit voraus…

Kommen wir also zurück zu den 1970er und den anfänglichen 1980er Jahren, in denen sich vor allem Spieler wie Klaus Wockenfuß (Möllner SV; 1973, 1974, 1980) und Peter Marxen (Preetzer TSV; 1977, 1983, 1984) mit jeweils drei Titelgewinnen auszeichnen konnte. Marxen erkämpfte 1989 gar noch einen weiteren, viertel LEM-Titel hinzu. Zweimal erfolgreich waren in dieser Zeitepoche Joachim Neumann von der Kieler SG (1979 und 1981) und Michael Ehrke vom Lübecker SV (1982 und 1988). Zudem konnten Axel Hamacher von Post Lübeck (1975), der mittlerweile nach Liechtenstein ausgewanderte Hans-Uwe Kock von der SG Neumünster (1978), Stefan Kappus vom SV Bad Schwartau (1985) sowie die beiden LSV-Spieler Jörg Blauert (1986) und Michael Dreyer (1987) jeweils einmal den Landesmeistertitel erringen.

Mit den 1990er Jahren begann dann eine Epoche der schachlichen Besonderheiten: Erstmals konnte 1990 mit Andreas Hein ein Spieler der SG Bauernhaus Kiel einen Landesmeistertitel gewinnen. Und es ging kurios weiter: die beiden Eckernförder Brüder Wolfgang und Manfred Homuth konnten beide jeweils für die Kieler SG spielend einmal den Landesmeistertitel erkämpfen. Wolfgang Homuth gelang dies 1991 in seinem Heimatort Eckernförde, während Manfred Homuth 1996, also fünf Jahre später, im benachbarten Osterrönfeld erfolgreich war. In den 1990er Jahren wurde auch ein Spieler mit einem ausgesprochenen Hang zu kreativen Eröffnungen Landesmeister, den es mittlerweile in die Hansestadt Bremen verschlagen hat: Olaf Steffens (Schleswiger SV) gewann diesen begehrten Titel im idyllischen Schwabstedt im Jahr 1994. Auch das Jahr zuvor hat einen ungewöhnlichen Landesmeister gesehen: Dr. Rentala Nagendra spielte damals für den TSV Kronshagen und war einst sogar indischer Teilnehmer an der Schacholympiade gewesen. Sein Auftritt in Kropp war recht überzeugend und verlieh der Landesmeisterschaft von 1993 internationales Flair.

Noch ein Jahr vor dem Triumph des indischen Meisters begann der LEM-Siegeszug von Ullrich Krause (Lübecker SV), der 1992 in Kiel-Schilksee seinen ersten Landesmeistertitel gewinnen konnte. In den Jahren 1995, 1999, 2007 und 2014 folgten noch weitere Titelgewinne, so dass unser amtierender Präsident des Schachverbandes Schleswig-Holstein mittlerweile auch auf stattliche fünf LM-Titel verweisen kann. Neben ihm konnten vom Lübecker SV auch Dirk Lampe (1997), Marco Frohberg (1998) und Sergej Kalinitschew (2001) diesen Titel jeweils einmal erkämpfen. Und besagter Sergej Kalinitschew schaffte nun ja fünfzehn Jahre später das Kunststück, in Lübeck den Titel des Deutschen Meisters zu erkämpfen.

Ab dem Jahrtausendwechsel begann dann auch die Epoche vom SC Meerbauer Kiel, einem Verein, der mittlerweile nach enormer Blütezeit auch wieder der schachlichen Vergangenheit angehört. Mit Christoph Wisnewski (2000, 2003, 2004), Christian Rathje (2005) und Carsten Hamann (2006) stellte der Verein drei Spieler, die insgesamt fünf Landesmeistertitel beanspruchen konnten. Nur bereits benannter Sergej Kalinitschew (Lübecker SV, 2001) und Harald Schmidt (SG Glinde) im Jahr 2002 konnten mit jeweils einem Titelgewinn die Meerbauer-Dominanz in der ersten Hälfte der 2000er Jahre unterbrechen. Nach dem 4. Titelgewinn von Ullrich Krause folgte dann ab 2008 die Zeit der Norderstedter Erfolge. In der Meisterklasse waren Norderstedter Spieler schon länger vertreten, doch zu Landesmeistertiteln reichte es erstmals jetzt. Den Anfang machte der ursprünglich aus Berlin stammende Oliver Zierke (SK Norderstedt), der 2008 in Groß Grönau Landesmeister wurde. Danach folgte der schon eingangs erwähnte Hattrick von Aljoscha Feuerstack (SK Norderstedt), der den Titel in den Jahren 2009, 2010 und 2011 gewinnen konnte. Michael Kopylov (SK Norderstedt) komplementierte im Jahr 2013 die Serie der Norderstedter Erfolge.

Ein letzter Titelgewinn für einen Spieler des Preetzer TSV lag länger zurück. Zuletzt gelang dies 1989 Peter Marxen. Nun setzte Frank Schwarz mit seinen Titeln aus den Jahren 2012 und 2015 fort, die mit Giso Jahncke im Jahr 2016 einen weiteren erfolgreichen Preetzer Erfolg nach sich zog.

Mit Spannung dürfen wir nun erwarten, wie sich diese Siegesserie des Landesmeistertitels im Jahr 2017 in Ratzeburg fortsetzen wird…