In der Deutschen Schachjugend gab es vor einigen Wochen eine Veränderung an der Spitze: Der bisherige Vorsitzende Christian Warneke hat nach sechsjähriger Amtszeit auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Zu seinem Nachfolger wurde Malte Ibs gewählt, der bis April 2014 Vorsitzender der Schachjugend Schleswig-Holstein war. Das haben wir zum Anlass genommen, mit ihm ein kleines Interview zu führen.

Frage 1:
Hallo Malte, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Deinem neuen Amt! Und vielen Dank für Deine Bereitschaft, uns ein paar Fragen zu beantworten. Hier kommt die erste: Warum hast Du vor einem Jahr den Vorsitz der Schachjugend Schleswig-Holstein aufgegeben? Oder direkter gefragt: Hast Du damals im Hinterkopf schon die Idee gehabt, dasselbe Amt auf einer höheren Ebene auszuüben?

Antwort 1:
Ganz ehrlich: Nein. Aber ich bin es schon öfters gefragt worden. In Schleswig-Holstein habe ich aufgehört, als ich merkte, dass es gelang das Team zu verjüngen und trotzdem aktiv zu halten. Da dachte ich mir, dass es der beste Zeitpunkt ist, den Staffelstab weiterzugeben und höchstens in einer Beraterfunktion zu bleiben. Die Entscheidung habe ich ja auch schon Ende 2013 getroffen. Da standen bei der DSJ noch keine Veränderungen an.

Frage 2:
Wie kam es dann zu Deiner Entscheidung? Wie viel Bedenkzeit hast Du benötigt, um Dich endgültig für die Kandidatur für dieses ebenso wichtige wie schwierige Amt zu entscheiden?

Antwort 2:
Ab Sommer 2014 habe ich vermehrt Aufgaben von Christian Warneke, dem damaligen Vorsitzenden übernommen. Im Herbst hat er endgültig mitgeteilt, dass er nicht mehr als Vorsitzender kandidieren möchte. Wir haben dann geprüft, wen man sich als Vorsitzenden vorstellen könnte. Wir hätten uns gerne mit jemandem außerhalb des DSJ Vorstands verstärkt. Als wir merkten, dass das sehr schwer ist, war das Ergebnis, dass ein stellvertretender Vorsitzender aufrücken muss. Da die andere Stellvertreterin gerade Zwillinge bekommen hat, war die Entscheidung klar, dass ich es sein werde. Natürlich freue ich mich aber auch auf die Herausforderung.

Frage 3:
Kannst Du Dich bitte kurz vorstellen? Den Schachfunktionär Malte Ibs kennt in Schleswig-Holstein jeder, aber was Du jenseits der 64 Felder so treibst, wissen wahrscheinlich nur die wenigsten…

Antwort 3:
Ja, wer bin ich...ich bin 33 Jahre alt, bin beruflich als Bankkaufmann in der Anlageberatung tätig und mache viele Städtereisen und Ausflüge zu Sportveranstaltungen, wenn ich mal nicht beim Schach aktiv oder unterwegs bin.

Frage 4:
Wer gehört denn zu Deinem neuen Team? Bist Du das einzige Nordlicht?

Antwort 4:
Das Team ist tatsächlich ganz schön versüdlicht worden. Meine Stellvertreter Thorsten Haber und Sonja Klotz kommen, wie unser Öffentlichkeitsreferent Carsten Karthaus aus Würrtemberg. Daniel Häckler (Finanzreferent) und Alexander Wosdtrschil (Spielleiter) kommen aus Bayern. Kirsten Siebarth (Schulschach) ist als Thüringerin auch nicht sehr nördlich. Da sind Yves Reker (Allgemeine Jugendarbeit) und Carl Haberkamp (Jugendsprecher) schon nördlicher. Mittlerweile nach Niedersachsen gezogen ist unsere Mädchenreferentin Melanie Ohme. Aus Schleswig-Holstein unterstützt mich aber die Jugendsprecherin Jessica Boyens. Allerdings geht die derzeit in Baden zur Schule, so dass ich für unsere Vorstandssitzungen wohl lange Fahrten in Kauf nehmen muss.

Frage 5: Bleibt Christian Warneke der DSJ eigentlich in irgendeiner Form erhalten? Oder möchte er sich aus der Funktionärsarbeit vollständig zurückziehen?

Antwort 5:
Christian möchte erst mal eine komplette Pause einlegen. Nach sechs Jahren als Vorsitzender ein wenig verständlich, auch wenn es wirklich schade ist.

Frage 6:
Bekanntlich ist das Verhältnis zwischen der DSJ und dem DSB zurzeit etwas angespannt. Welche Ideen hast Du, um hier für Entspannung zu sorgen?

Antwort 6:
Das ist wohl tatsächlich eine der größeren Herausforderungen. Bei den letzten Kongressen des Deutschen Schachbundes gab es große Gegensätze. Wichtig ist, dass beide Seiten versuchen die andere Seite zu verstehen und zu akzeptieren. Wenn die Probleme auf der sachlichen Ebene angegangen werden, findet man mit Kommunikation und Diplomatie meist auch eine Lösung. Ich versuche meinen Teil dazu beizutragen und bin sehr zuversichtlich.

Frage 7:
Kannst Du Dir vorstellen, irgendwann einmal auch im DSB ein Amt auf Bundesebene zu bekleiden? Oder siehst Du Deine Zukunft ausschließlich in der DSJ?

Antwort 7:
Bisher habe ich Ämter meist übernommen, weil ich was bewegen wollte und einfach viel zu schlecht nein sage.
Ich habe schon das Gefühl, dass in Jugendbereichen eine größere Dynamik in der Vorstandsarbeit ist und inhaltlich mehr bewegt wird. Aber am Ende kommt es immer auf das Team an. Und wenn mich das richtige Team fragt, kann ich wahrscheinlich auch dann nicht Nein sagen und einer Herausforderung aus dem Weg gehen.  

Frage 8:
Wo siehst Du die Schwerpunkte Deiner Arbeit in der DSJ? Beim DSB soll das Frauenschach eines der Hauptthemen in den kommenden Jahren sein. Gibt es Pläne für analoge Aktivitäten im Mädchenschach?

Antwort 8:
Als Vorsitzender ist tatsächlich die Arbeit im Präsidium des DSB ein Schwerpunkt, der auch viel Zeit in Anspruch nimmt. Insgesamt haben wir derzeit 3 weitere Schwerpunktthemen in der Deutschen Schachjugend. Zum Einen den von dir angesprochenen Bereich Mädchenschach. Im letzten Jahr startete unsere Mädchenreferentin Melanie Ohme die Mädchenbetreuerinnenausbildung. Hier werden Mädchen explizit ausgebildet, um Schach für Mädchen anzubieten. Erfreulicherweise gab es auch schon mehrere Teilnehmer aus Schleswig-Holstein. In diesem Jahr kommt hier noch die Austragung einer bundesweiten Mädchen GrandPrix Serie dazu.
Ein zweites wichtiges Thema ist auch die Ausbildung neuer Ehrenamtlicher. Diese Thematik nimmt sowohl in unseren Vereinskonferenzen und dem neu entwickelten Breitenschachpatent eine wichtige Rolle ein, als auch in den "Jugend für Jugend" Veranstaltungen. Hier entwickeln Jugendliche aus einem Bundesland ein eigenes Projekt für ihr Bundesland. Schleswig-Holstein war hier dank der guten Unterstützung von Kenneth Nahnsen das Pilotprojekt.
Der letzte Schwerpunkt für mich persönlich ist die Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk terre des hommes. Dieses Jahr feiern wir 15 jähriges Kooperationsjubiläum und haben einige Aktionen entwickelt, um sowohl terre des hommes als auch den Schachsport ins Rampenlicht zu bringen.
Nebenbei gibt es aber auch noch jede Menge weiterer Dauerthemen im Schulschachbereich, unserer Patent-Familie und natürlich unserem Spielbetrieb.

Frage 9:
Wirst Du weiterhin Spiele der dritten dänischen Liga besuchen können? Oder fehlt Dir zukünftig dafür die Zeit?

Antwort 9:
Sehr provokant. Bröndby IF spielt nicht in der dritten, sondern in der ersten dänischen Liga. Ich gucke mir aber auch in anderen Ländern gerne Fußballspiele an. Ein Hobby außerhalb des Schachs muss man ja haben.

Frage 10:
Spielst Du eigentlich selber auch noch aktiv Schach?

Antwort 10:
Das ist wirklich weniger geworden. Insbesondere die Punktspiele, da die sich oft mit anderen Veranstaltungen überschneiden. Aber 2-3 schaffe ich immer pro Saison und ich nehme mir auch vor, mindestens 1 Turnier pro Jahr mitzuspielen. Dieses Jahr will ich auch zum ersten Mal den Karfreitagsblitz mitspielen.

Frage 11:
Wann und wo findet die erste Deutsche Meisterschaft im Schachball statt?

Antwort 11:
Das Thema steht tatsächlich auf der Agenda im Arbeitskreis für Allgemeine Jugendarbeit. Ich kann zwar noch keine Antwort geben, stehe aber gerne für Schleswig-Holstein im Tor, wenn es soweit ist.

Frage 12:
So. Das Dutzend ist voll :-) Wir wünschen Dir für Deine neue Aufgabe ein glückliches Händchen und hoffen, dass Du Deine alten Schachfreunde aus Schleswig-Holstein nicht völlig vergisst. Wir sehen uns dann beim Kongress!

Antwort 12:
Vielen Dank. Die neun Jahre in Schleswig-Holstein waren viel zu schön und erlebnisreich, als dass ich Schleswig-Holstein vergessen könnte und die Entwicklung im Verband verfolge ich immer noch sehr interessiert.