Erlebnisbericht DEM 2017
(vom schleswig-holsteinischen Teilnehmer Giso J.)
Moin Moin,
die Deutsche Meisterschaft begann mit einer sehr interessanten Anfahrt am Donnerstag, einige mögen sich an ein gewaltiges Gewitter erinnern, welches den Schienenverkehr rund um Hamburg lahmlegte. Zum Glück war ich mit dem Auto unterwegs und erreichte Apolda mehr oder weniger unversehrt.
Unser Spielort im Hotel zum Schloss in Apolda war modulo einer etwas kurzfristig angekündigten Hochzeit am letzten Tage und der damit verbundenen Rückkehr der Hängepartien tadellos.Nach einer kurzen Stärkung bei der Eröffnungsveranstaltung in derlokalen Brauerei ging es dann am Freitag los mit dem Turnier.
Mein Einstieg war mit einem Erstrundenremis gegen den St. Paulianer Jakob Göpfert etwas holprig, in der zweiten Runde konnte ich eine meiner typischen Chaospartien gegen Eugen Heinert gewinnen, der wie sich herausstellte ein guter Tischtennispartner war, so dass wir eine abendliche Beschäftigung gefunden hatten.
Da das Turnier in diesem Jahr mit einem üppigen Preisfond ausgestattet und dementsprechend stark besetzt war, wurde ich in der dritten Runde bereits gegen einen Nationalspieler gelost. Nachdem ich wie üblich die Eröffnung versaut hatte, ging ich in den Beschissmodus und konnte GM Georg Meier ein Schwarzremis abtrotzen. Über die nächste Runde gegen GM Klaus Bischoff hüllen wir mal lieber den Mantel des Schweigens, Details sind in der aktuellen Rochade nachlesbar.
In der fünften Partie überraschte ich den jungen FM Frischmann mit dem skandinavischem Gambit, O-Ton Frischmann: “Oh Mann, ich hatte mich 3 Stunden auf Schottisch vorbereitet.“ Obwohl er nach 1.e4 d5 10 Minuten überlegte, ob er 2.d4 spielen solle, entschließ er sich anzunehmen.Ich ging wie üblich mit Bauer weniger und schlechterer Stellung aus der Eröffnung, schaffte es dann aber mit Hilfe meines Gegner mir im Endspiel Chancen zu erarbeiten, die sich allerdings nicht zu einem Sieg erhärten ließen.
Die Schlüsselpartie war dann die 6. Runde gegen FM Florian Fuchs. Wohlwissentlich, das nur ein Sieg mir Chancen auf eine vordere Platzierung bieten würde, verschärfte ich im 25. Zug die Stellung. Der Sieg war auf dem Brett, ich hatte die Motive mit doppeltem Qualitätsoper gesehen, konnte sie jedoch nicht zu einer Variante zusammenfügen und da ein Fehler selten allein kommt, stellte ich die Partie im 39. Zug ein. Daraufhin beschloss ich meine übliche Routine zu ändern, und ersetzte (naja, eher reduzierte ;-) ) meine abendlichen Besuche an der Hotelbar durch Saunagänge sowie morgendlichen Sport mit Niclas Huschenbeth, der in seiner Zeit in Amerika ein recht passabler Basketballspieler geworden ist. Dieses Rezept bewährte sich und ich erzielte in den letzten Runden 2 aus 3, darunter einen schönen Angriffsieg gegen IM Arno Zude. Dadurch konnte ich dann zum Ende hin die magischen 50% erringen.
Gewonnen hat das Turnier GM Liviu Dieter Nisipeanu, der der jungen Garde bestehend aus GM Rasmus Svane, GM Alexander Donchenko sowie Noch nicht ganz GM Vincent Keymer noch ein kleines Stück voraus war. In ausgelassener Stimmung wurde dann bei der Abschlussfeier in der Brauerei der Abend ausgeklungen, wo wir lernten wie man Bier von unten zapft, sowie beim obligatorischem Tandemspielen in der Hamburger Suite. Insgesamt war die DEM eine feine Veranstaltung, es herrschte eine sehr angenehme, beinahe familäre Atmosphäre unter den Teilnehmern. Mein ausdrücklicher Dank nochmal an das Orgateam sowie das Schiedsrichtergespann, Daumen hoch.